Von „Musik zum Hören“ zu „Musik zum Fühlen“ II
Text: mmr|Thema: Ambient, Umweltmusik, Theorie der elektronischen Musikkultur
Ambient ist ein Musikgenre, das nicht dazu gedacht ist, von Zuhörern „aktiv zugehört“ zu werden, sondern vielmehr „in einem Raum zu existieren“.
Er eliminiert klare Melodien und Rhythmen und nutzt stattdessen anhaltende Geräusche (Drohnen), Umgebungsgeräusche (Feldaufnahmen) und akustische Verarbeitung, um Hörlandschaften zu konstruieren.
Bei diesem Genre handelt es sich um äußerst philosophische Musik, die an der Grenze zwischen Musik und Kunst, Klang und Raum, Wahrnehmung und Bewusstsein steht.
■ Vor den 1960er Jahren: Ambient-Musik als Idee
Sozialer Hintergrund
Nach dem Zweiten Weltkrieg, mit der Beschleunigung der Urbanisierung und Industrialisierung, wurde den Lebensumgebungen der Menschen der Kontrast zwischen „Lärm“ und „Stille“ deutlich bewusst. Künstler und Komponisten begannen, Musik als „Umgebung“ und nicht als „Unterhaltung“ neu zu denken.
Repräsentative Trends
- Erik Satie: „Musique d’ameublement“ positionierte Musik nicht als etwas, dem man aktiv zuhört, sondern als eine „Funktion“, die einen Raum konstituiert.
- John Cage《4’33”》(1952): Ein radikales Experiment, bei dem der Darsteller keinen Ton erzeugt und die im Veranstaltungsort schwebenden Umgebungsgeräusche als Musik nutzt.
- Musique Concrète: Pierre Schaeffer und andere versuchten, den Klang zu rekonstruieren, indem sie die Aufnahme- und Bearbeitungstechniken voll ausnutzten.
Ausrüstung/Technologie
- Schnitt mit Tonbandgerät (Schnitt, Rückwärtsdrehung, Geschwindigkeitsänderung)
- Feldaufnahme (Menschenmenge in der Stadt, Naturgeräusche)
- Es war ein konzeptioneller Präzedenzfall und wurde später zur philosophischen Grundlage der Ambient-Musik.
■ 1970er Jahre: Etablierung der Ambient-Musik
Sozialer Hintergrund
Das Gefühl der Leere nach dem Vietnamkrieg, der Ölkrise und der Unterwanderung durch die New-Age-Ideologie der 1970er Jahre. Während sich kommerzielle Musik zunehmend an Pop orientiert, gibt es auch einen wachsenden Trend zu „Stille“, „Meditation“ und „Innerlichkeit“.
Meisterwerk
- Brian Eno „Discreet Music“ (1975)
- Brian Eno „Ambient 1: Musik für Flughäfen“ (1978)
- Cluster & Eno „Cluster & Eno“ (1977)
Ausrüstung/Technologie
- Modulare Synthesizer wie EMS VCS3 und ARP 2600
- Nachhaltige Klangerzeugung mittels Bandschleifenecho
- Betonung von Verarbeitung und Zufall
Funktionen
In dieser Zeit etablierte sich das Wort „Ambient“ und die Rolle der Musik als urbane Raumkunst etablierte sich. Es hat als Musik Aufmerksamkeit erregt, die an Flughäfen, Krankenhäuser und öffentliche Räume angepasst werden kann.
■ 1980er: Fusion mit elektronischer Musik
Sozialer Hintergrund
Die Musik wird von der Spannung der Struktur des Kalten Krieges und gleichzeitig vom Optimismus gegenüber der Technologie getragen. Mit der Verbreitung von Heimsynthesizern hat sich Ambient-Musik von einer Musik für eine Minderheit von Zuhörern zu einer Musik entwickelt, die Teil des Alltags ist.
Meisterwerk
- Harold Budd & Brian Eno „The Plateaux of Mirror“ (1980)
- Tangerine Dream „Exit“ (1981)
- Brian Eno „Thursday Afternoon“ (1985)
Ausrüstung/Technologie
- Yamaha DX7 (Klarer Ton der FM-Tonquelle)
- Roland Juno-60 (Satter Pad-Sound)
- Umgebungsgeräuschverarbeitung mit frühen Samplern wie Fairlight CMI
Funktionen
Es überschnitt sich mit New-Age-Musik und wurde im Zusammenhang mit Heilung und Meditation kommerziell populär. Ambient-Musik hat sich von „Museumsmusik“ zu „Alltagsmusik“ entwickelt.
■ 1990er Jahre: Begegnung mit der Clubkultur
Sozialer Hintergrund
Globalisierung und die Explosion der Techno-/Rave-Kultur nach dem Ende des Kalten Krieges. Zwischen den massenverzehrenden Four-on-the-Floor-Beats musste ein „Chill-out-Space“ her.
Meisterwerk
- The Orb „Adventures Beyond the Ultraworld“ (1991)
- Aphex Twin „Selected Ambient Works 85-92“ (1992)
- Biosphäre „Substrata“ (1997)
- Globale Kommunikation „76:14“ (1994)
Ausrüstung/Technologie
- Sampler wie Akai S1000
- Umgebungsanwendung von Roland TB-303, TR-808
- Live-Aufnahme mit DAT-Band
Funktionen
Der Aufstieg von Ambient House und Ambient Techno. Es fungiert als Musik, die „hinter den Kulissen“ der Clubkultur unterstützt. Der Bereich, in dem sich Umgebungsgeräusche und Beats überschneiden, wird erkundet.
■ 2000er Jahre: Digitales Zeitalter und filmische Expansion
Sozialer Hintergrund
Die instabile Weltlage nach dem 11. September. Inmitten des Stresses der Urbanisierung sind Themen wie „Meditation“ und „Heilung“ gefragt. Die Digitalisierung hat den Klangausdruck dramatisch erweitert.
Meisterwerk
- Fennesz „Endless Summer“ (2001)
- William Basinski „The Desintegration Loops“ (2002)
- Stars of the Lid „And Their Refinement of the Decline“ (2007)
Ausrüstung/Technologie
- Popularisierung von DAW (Ableton Live, Pro Tools)
- Echtzeitverarbeitung mit Max/MSP
- Drohne mit E-Gitarre + Effektpedal
Funktionen
Streifzüge durch Kunst, Filmmusik und Installation. Ambient-Musik hat sich vom „Hören“ zum „Erleben“ entwickelt.
■ 2010er-heute: Post-Ambient
Sozialer Hintergrund
Die Streaming-Kultur hat sich etabliert und Lo-Fi-Hip-Hop und Hintergrundmusik im Chill-Stil erfreuen sich explosionsartiger Beliebtheit. Ambient ist direkt mit Meditation, Yoga und Achtsamkeit verbunden und wird als „Musik des Lebens“ neu definiert.
Meisterwerk
- Tim Hecker „Virgins“ (2013)
- Oneohtrix Point Never „Replica“ (2011)
- Hiroshi Yoshimura „Green“ (1986 → Neuauflage und brachte wieder internationale Aufmerksamkeit)
Ausrüstung/Technologie
- Soft-Synthesizer (Omnisphere, Kontakt)
- Hochleistungs-Feldrekorder (Zoom, Tascam)
- Audiointegration mit VR/AR
Funktionen
„Endlosschleifen-Hintergrundmusik“-Kultur auf YouTube und Twitch. Ambient hat sich als „Umgebungsklang des Internetraums“ über das Hörziel hinaus etabliert.
Liste mit 10 repräsentativen Liedern jeder Generation
1970er Jahre
| Album | Künstler | Jahr |
|---|---|---|
| Diskrete Musik | Brian Eno | 1975 |
| Ambient 1: Musik für Flughäfen | Brian Eno | 1978 |
| Cluster & Eno | Cluster & Eno | 1977 |
| Mirage | Klaus Schulze | 1977 |
| Rubycon | Mandarinen-Traum | 1975 |
| Eine andere grüne Welt | Brian Eno | 1975 |
| Abendstern | Fripp & Eno | 1975 |
| Musik für Filme | Brian Eno | 1978 |
| Phaedra | Mandarinen-Traum | 1974 |
| Zeitwind | Klaus Schulze | 1975 |
1980er Jahre
| Album | Künstler | Jahr |
|---|---|---|
| Die Plateaux des Spiegels | Harold Budd & Brian Eno | 1980 |
| Donnerstagnachmittag | Brian Eno | 1985 |
| Strukturen aus der Stille | Steve Roach | 1984 |
| Apollo: Atmosphären und Soundtracks | Brian Eno | 1983 |
| Beenden | Mandarinen-Traum | 1981 |
| Leise Musik | Steve Roach | 1986 |
| Umgebung 4: An Land | Brian Eno | 1982 |
| Traumzeit-Rückkehr | Steve Roach | 1988 |
| Soundscape | Hiroshi Yoshimura | 1986 |
| Musik für neun Postkarten | Hiroshi Yoshimura | 1982 |
1990年代
| Album | Künstler | Jahr |
|---|---|---|
| Abenteuer jenseits der Ultrawelt | Die Kugel | 1991 |
| Ausgewählte Ambient-Werke 85-92 | Aphex Twin | 1992 |
| 76:14 | Globale Kommunikation | 1994 |
| Substrata | Biosphäre | 1997 |
| Musik hat das Recht auf Kinder | Gremien von Kanada | 1998 |
| Lebensformen | Der zukünftige Sound von London | 1994 |
| Ausgewählte Ambient Works Vol. II | Aphex Twin | 1994 |
| Entspannen | Das KLF | 1990 |
| Die Feuer von Ork | Pete Namlook & Geir Jenssen | 1993 |
| Polygonfenster | Aphex Twin | 1993 |
2000er Jahre
| Album | Künstler | Jahr |
|---|---|---|
| Endloser Sommer | Fennesz | 2001 |
| Die Desintegrationsschleifen | William Basinski | 2002 |
| Und ihre Verfeinerung des Niedergangs | Sterne des Deckels | 2007 |
| Pop | Gas | 2000 |
| Harmonie im Ultraviolett | Tim Hecker | 2006 |
| Die müden Geräusche der Stars of the Lid | Sterne des Deckels | 2001 |
| Rache | Eluvium | 2003 |
| Fern vorbeifahrende Züge | Ulrich Schnauss | 2001 |
| Eno Box I/II (Neuauflagen) | Brian Eno | 2000er |
| Spellewauerynsherde | Akira Rabelais | 2004 |
2010er~
| Album | Künstler | Jahr |
|---|---|---|
| Replik | Oneohtrix Point Never | 2011 |
| Jungfrauen | Tim Hecker | 2013 |
| Grün (Neuauflage) | Hiroshi Yoshimura | 2017 |
| Atomos | Ein beflügelter Sieg für die Mürrischen | 2014 |
| Ruinen | Zackenbarsch | 2014 |
| Reflexion | Brian Eno | 2017 |
| A I A: Alien Observer | Zackenbarsch | 2011 |
| Geburt eines neuen Tages | 2814 | 2015 |
| Epoche | Tycho | 2016 |
| Für diejenigen unter Ihnen, die es noch nie getan haben (und auch diejenigen, die es getan haben) | Huerco S. | 2016 |
■ Gerätezeitleiste: Technologie, die Ambient-Musik unterstützt
| Ära | Ausrüstung | Eigenschaften/Einfluss auf die Umgebung |
|---|---|---|
| 1960er Jahre | Moog Modularer Synthesizer | Der weltweit erste kommerziell erhältliche modulare Synthesizer. Wird verwendet, um anhaltende Töne und Drohnen zu erzeugen. |
| 1970er Jahre | EMS VCS3 / Synthi A | Wird von Brian Eno und anderen verwendet. Kompakte und dennoch vielseitige Klangverarbeitung. |
| 1970er Jahre | Revox Tonbandgerät | Umgebungsgeräuschverarbeitung mit Bandschleife und Flipback-System. |
| 1980er Jahre | Yamaha DX7 | Transparenter Ton von der FM-Tonquelle. Ein Symbol für den Ambient der 80er Jahre. |
| 1980er Jahre | Roland Juno-60 | Warmer Pad-Saitenton, geeignet für meditative Räume. |
| 1980er Jahre | Fairlight CMI | Teure Sampler. Einbringen natürlicher Klänge und Soundeffekte in die Umgebungsmusik. |
| 1990er Jahre | Akai S1000/S3000 | Ein klassischer Sampler, der Club-Ambient-Musik unterstützt. |
| 1990er Jahre | DAT-Recorder | Unverzichtbar für lange Sitzungen und die Aufnahme von Umgebungsgeräuschen. |
| 2000er | Ableton Live | Spezialisiert auf schleifenbasierte Bearbeitung. Ermöglicht improvisierte Ambient-Produktion. |
| 2000er | Max/MSP | Fusion mit Klangkunst, Echtzeit-Klangverarbeitung. |
| 2010er | Omnisphere, Kontakt | Die hochauflösende, weiche Klangquelle reproduziert räumliche Texturen. |
| 2010er~ | Zoom/Tascam Field Recorder | Hochwertige natürliche Tonaufnahmen fördern die Verbreitung der Umgebungsökoakustik. |
■ Beispiele für den Ambient-Einsatz in Filmen und Museen
Film
- „2001: Odyssee im Weltraum“ (1968, Stanley Kubrick)
- Die atonale Musik von Ligeti und Penderecki spielte de facto eine Ambient-Rolle.
- „Blade Runner“ (1982, Vangelis)
- Ausgedehnte Synthesizer-Sounds und futuristische Stadtgeräusche werden zur archetypischen Ambient-Filmmusik.
- „Solaris“ (1972, Tarkovsky / Musik: Eduard Artemyev)
- Elektroakustische kosmische Atmosphäre. Maximieren Sie die psychologische Wirkung der Stille.
- „Lost in Translation“ (2003, Sofia Coppola / Musik: Kevin Shields, Air)
- Die Einsamkeit der Stadt mit Umgebungsgeräuschen umgeben.
Museum/Installation
- Brian Eno „77 Million Paintings“ (2006~)
- Eine generative Installation, die Video und Ton kombiniert.
- Ryoji Ikeda „Datamatics“ (2006~)
- Konvertieren Sie Daten in Audio und Video. Schaffen Sie einen minimalistischen, immersiven Raum.
- Ryuichi Sakamoto „async – Installation“ (2017, Watari Museum of Art, etc.)
- Ambient-Kunst, die die Sicht auf Leben, Tod und Erinnerung erforscht und dabei Umgebungsgeräusche und elektronische Klänge kombiniert.
- Olafur Eliasson „The Weather Project“ (2003, Tate Modern)
- Präsentiert einen immersiven Umgebungsraum als integriertes visuelles und akustisches Erlebnis.
Ambiente und Architektur/Stadtplanung
Ambient hat den Aspekt einer „akustischen Architektur“.
- Flughäfen (Enos Musik für Flughäfen): Resonanz von architektonischem Raum und Klang.
- Urban Soundscape Studies (R. Murray Schafer): Umgebungsgeräusche bestimmen das urbane Erlebnis.
- In der modernen Architektur wurde es als „akustisches Design“ eingeführt, das über die Hintergrundmusik hinausgeht und zum psychologischen Komfort von Städten beiträgt.
Ambient und Therapie (Klangtherapie)
- Verwendung im medizinischen Bereich (Entspannung vor und nach Operationen, Verbesserung der Konzentration).
- Unverzichtbare Musik für Meditation und Yoga.
- Forschungsberichte zufolge haben „binaurale Beats“ mit natürlichen Klängen und niedrigen Frequenzen eine stressreduzierende Wirkung.
- Durch die Verschmelzung mit Psychotherapie und Musiktherapie hat sich Ambient-Musik als „therapeutische Musik“ etabliert.
Sonderbeitrag zu japanischen Ambient-Künstlern
Hiroshi Yoshimura
- Repräsentative Werke „Music for Nine Post Cards“ (1982), „Green“ (1986)
- Aufgrund seiner einfachen Melodie und seines klaren Klangs wurde es in den letzten Jahren im Ausland neu bewertet.
Yuji Takahashi
- Interagierte mit Avantgarde-Komponisten wie John Cage und half bei der Etablierung experimenteller Musik in Japan.
Ryuichi Sakamoto
- ‘async’ (2017) kombiniert Umgebungsgeräusche und akustische Kunst. Im Laufe seiner Karriere kamen immer wieder Ambient-Elemente zum Einsatz.
Kenji Kawai
- Ausdruck eines atmosphärischen Raums mit Anime-Musik wie „Ghost in the Shell“] (https://amzn.to/3VwvujB).
andere
- Yasuhiro Yoshigaki, ACO, CHIhei Hatakeyama usw.
- Japans einzigartiges „ma“ und „wabi-sabi“ erzeugen eine Textur, die sich von der ausländischer Ambient-Musik unterscheidet.
Abschluss
Ambient ist eine „Raumkunst“, die über den Bereich der Musik hinausgeht und sich durch Verbindungen zu Architektur, Städten, Psychotherapie und Technologie entwickelt hat.
Dabei handelt es sich nicht nur um ein Genre, sondern um „Sounddesign für ein Leben des Menschen im Einklang mit der Umwelt“.
In Zukunft wird Ambient als „Umweltinfrastruktur“ im Metaversum und im Städtebau noch wichtiger werden.