[Kolumne] Die vielschichtige Struktur des Tokioter Klangs – die Klangkultur von Shinjuku, Shibuya, Shimokitazawa und Akihabara
Column de Culture Indies Jazz Rock Tokyo
Prolog: Schichten von Geräuschen, die von Städten erzeugt werden
Text: mmr|Thema: Jazz in Shinjuku, Clubkultur in Shibuya, Indie-Musik in Shimokitazawa, elektronische Musik in Akihabara. Auf den Spuren der Geschichte und Gegenwart der vielschichtigen Klänge, die in Tokio produziert werden.
Die Stadt Tokio hat ihre Konturen durch Klang kontinuierlich verändert.
Die Geräusche von Zügen, Menschenmengen, das Summen von Neonreklamen, Straßengitarren und Underground-Beats.
Jeder Klang existiert nebeneinander und setzt sich aus verschiedenen Epochen und unterschiedlichen Schichten zusammen.
In dieser Kolumne konzentrieren wir uns auf vier Bereiche in Tokio, in denen sich die Musikkulturen besonders überschneiden: Shinjuku, Shibuya, Shimokitazawa und Akihabara, und verfolgen die Klangveränderungen von der Nachkriegszeit bis heute.
Es ist nicht nur ein Stück lokaler Geschichte, sondern eine Aufzeichnung der „Klanglandschaft“ der Stadt, ein durch Musik vermitteltes Spiegelbild der Gesellschaft.
Kapitel 1: Shinjuku – Jazzstadt des Chaos und der Freiheit
1. Shinjuku Pit In und Nachkriegs-Jazznacht
In den späten 1960er Jahren versammelten sich junge Menschen, die aus dem Chaos der Nachkriegszeit kamen, in den Hintergassen von Shinjuku.
Viele Jazzcafés wie Pit Inn, DUG und J wurden geboren und Klang wurde zum Symbol der Freiheit.
Die Nacht, in der das Saxofon erklang, war auch die politische Jahreszeit, und der Jazz drückte gleichzeitig den Zorn und die Befreiung der Stadt aus.
2. Schnittpunkt von Fels und Untergrund
Ungefähr zu der Zeit, als Shuji Terayama und Juro Kara durch Theater den Untergrund von Shinjuku erschlossen,
Brain Police und RC Succession reagierten mit Bravour.
Das Live-Haus „LOFT“ wurde 1976 eröffnet und etablierte Shinjuku als freie Zone für Musik.
Kapitel 2: Shibuya – Zwischen Club und Straße
1. Die Illusion von Shibuya-kei
In den 1990er Jahren stand Shibuya als „mit der Welt verbundene Musikstadt“ im Rampenlicht.
Ein Netzwerk aus Klängen, das sich vom 7. Stock von Tower Records ausbreitet. Pizzicato Five, Cornelius, Kenji Ozawa.
Die aus Übersee importierten Pop-Sensibilitäten wurden gleichzeitig als japanische Coolness neu definiert.
2. Der Aufstieg der Clubkultur
Shibuya ist gesäumt von Clubs wie WOMB, Contact und Vision und ist spät in der Nacht voller elektronischer Impulse.
Eine Stadt, in der sich House, Techno und Hip-Hop kreuzen und die Grenzen zwischen Information und Körper, digital und analog verschmelzen.
Kapitel 3: Shimokitazawa – Das Mekka der Unabhängigen
1. Die Demokratisierung der Musik beginnt im Studio
In den späten 1980er Jahren versammelten sich junge Leute mit Gitarren in Shimokitazawa, einem Viertel voller kleiner Studios und Veranstaltungsorte für Live-Musik.
„Shimokita“ wurde zum Symbol der Indie-Musik und war der Geburtsort von Number Girl, ASIAN KUNG-FU GENERATION, Kururi und anderen.
2. „Erschaffe deine eigene Musikkultur“
Unabhängige Produktion, ZINE und SNS, ohne den Umweg über eine Plattenfirma.
Shimokitazawa hat den DIY-Geist der Musik geerbt und pulsiert immer noch mit Live-Häusern wie BASEMENT BAR und SHELTER.
Kapitel 4: Akihabara – Fusion elektronischer Klänge und Otaku-Kultur
1. Von Techno-Pop bis zum Anime-Song-Remix
Die Linie elektronischer Klänge, die YMO in den 1980er Jahren aufgebaut hatte, entwickelte sich in den 2000er Jahren in Akihabara erneut weiter.
Spielemusik, Vocaloids, Chiptunes, Anime-Song-Remixe.
Obwohl es ein Schmelztiegel der Subkultur ist, hat es einen neuen Kontext geschaffen, der eine Verbindung zur elektronischen Szene der Welt herstellt.
2. Der Klang von Akihabara ist „Augmented Reality“
Eine Stadt, in der „Musik“ und „Technologie“ verschmelzen. Live-Streaming, VTuber, KI-Musik.
Akihabara ist ein „futuristisches Pop-Testgelände“ und entwickelt sich in einem anderen Zeitrahmen als andere Gegenden Tokios.
Kapitel 5: Sich überschneidende Rhythmen von Tokio
Nachtliche Improvisation in Shinjuku, Beats in Shibuya, Bandsounds in Shimokitazawa, elektronische Sounds in Akihabara.
Obwohl diese eigenständige Kontexte haben, sind sie nun miteinander verflochten.
Ein in Shibuya aufgewachsener LKW-Hersteller integriert die Akihabara-Ästhetik und ein Shimokitazawa-Sänger bezieht sich auf Shinjuku-Jazz-Rhythmen.
**Tokios Sound existiert als „vielschichtiger Remix“. **
Kapitel 6: Klanglandschaft als urbanes Gedächtnis
Die Geräusche der Stadt verschwinden.
Allerdings handelt es sich auch um eine Anhäufung.
Der Nachhall von Rhythmen an den Wänden alter Gebäude, den Dielen abgerissener Veranstaltungsorte für Livemusik und kaputten Lautsprechern.
Sie alle bilden das riesige Klangarchiv von Tokio.
Fazit: Auf dem Weg zur Zukunft der Musikstadt Tokio
Woher kommt der nächste Tokio-Sound?
KI-generierte Musik, virtuelle Clubs und Live-Musik auf der Straße.
Obwohl sich die Form ändern kann, bleibt die Struktur einer „Stadt, die mit Klang spricht“ dieselbe.
Die Nächte in Shinjuku, die Clubs in Shibuya und der Cyberspace in Akihabara werden als ein einziger „Tokyo-Beat“ auch in Zukunft nachhallen.