[Kolumne] Recondite und Waldbaden – Wenn Techno in den Wald zurückkehrt
Column de Ambient Ecology Techno
Prolog: Ein Beat, der im Wald versinkt
| Text: mmr | Thema: Deutscher Minimal-Techno-Künstler Recondite. In der Musik hört man in seinen künstlichen Sequenzen das Atmen des Waldes. Hier erkunden wir die philosophische Schnittstelle zwischen seiner Arbeit und dem Waldbaden (Shinrin-yoku). |
Recondite – richtiger Name Lorenz Brunner.
Wenn viele Menschen seine Musik zum ersten Mal hören, verspüren sie ein Gefühl von „Einsamkeit“ und „Ruhe“.
Tief im Inneren besteht jedoch eine Spannung zwischen Natur und Technologie.
Für Brunner, der in den bayerischen Wäldern Süddeutschlands aufgewachsen ist, ist Klang kein Produkt der Stadt;
Es war ein organisches Ding, das aus Nebel und Feuchtigkeit, Wind und Schatten entstand.
In den letzten Jahren hat der Begriff „Waldbaden“ (Shinrin-yoku) weltweite Aufmerksamkeit erregt, auch in Japan.
Dabei handelt es sich nicht nur um Heilung, sondern darum, die menschlichen Sinne wieder mit der natürlichen Umgebung zu verbinden.
Dieses Konzept und die Klangwelt von Recondite sind seltsam intim.
Seine minimalen Tracks sind wie ein Spaziergang durch einen digitalen Wald.
Kapitel 1: Das Phänomen namens Recondite
Seit ihrem Debüt im Jahr 2011 hat sich Recondite eine einzigartige Position in der progressiven Techno-Szene erarbeitet.
Während er sich von der Berliner Clubkultur distanzierte, kombinierte er Einsamkeits- und Naturmotive.
Repräsentative Werke:
- „On Acid“ (2012) – Rekonstruktion des Acid-Sounds von Roland TB-303 in feuchter Luft.
- “Hinterland” (2013) — Ein Album mit dem Motiv der Landschaft meiner Heimatstadt. Eine Melodie, die den Kamm eines Berges nachzeichnet.
- „Iffy“ (2014) – Ein introspektiver Beat und ein Ton, der sich wie ein flüchtiger Moment des Lichts in einem Wald anfühlt.
- „Dwell“ (2020) – Ein Werk, das in einer Zeit der Isolation entstand. Das Thema ist eine Rückkehr zur Natur.
Kapitel 2: Waldgeräuschlandschaft
Bei der Analyse der Musik von Recondite ist sie durch „Atmung im unteren Bereich“ und „Feuchtigkeit im mittleren Bereich“ gekennzeichnet.
Kick ist immer gedämpft und lässt stattdessen den Nachhall der Synthesizer die Luftschichten zwischen den Bäumen zum Ausdruck bringen.
Diese Struktur entspricht dem Mechanismus, durch den Waldbaden den Parasympathikus beim Menschen stimuliert.
Beim Waldbaden werden mehrere Reize wie natürliche Geräusche, Licht, Gerüche und Feuchtigkeit genutzt. Es soll Stresshormone beim Menschen reduzieren (Umfrage der Forstbehörde, 2004).
Bei den Live-Auftritten von Recondite fühlt es sich an, als ob ein „elektronisches Laubreiben“ den Veranstaltungsort umhüllt.
Obwohl es sich um künstliche Natur handelt, die mit digitaler Ausrüstung reproduziert wird,
Aus irgendeinem Grund verspürt der Zuhörer die Illusion, näher am Wald zu sein.
Kapitel 3: Die Schnittstelle von Techno und Ökologie
Technomusik wird oft als urban, mechanisch und anorganisch beschrieben.
Doch der Ansatz von Recondite ist das Gegenteil. Er betrachtet Synthesizer als „eine Erweiterung der Landschaft“.
Der Umweltphilosoph Timothy Morton schlug das Konzept der „dunklen Ökologie“ vor.
Es ist für den Menschen unmöglich, sich vollständig von der Natur zu trennen, und wir sollten lieber einen unangenehmen Mischzustand akzeptieren.
Die Musik von Recondite verkörpert diese Philosophie.
Eine künstliche Trommelmaschine ahmt den Herzschlag des Waldes nach und ein Sequenzer erzeugt den Rhythmus des Windes.
Es handelt sich um eine Klangökologie, die das zwiespältige Zusammenleben von Natur und vom Menschen geschaffenem widerspiegelt.
Kapitel 4: Waldbad-Rhythmus und Meditation
Beim Waldbaden wird empfohlen, „langsam zu gehen“ und „sich auf die Atmung zu konzentrieren**“.
Auch die Tracks von Recondite haben ein mäßig schnelles Tempo (ungefähr 110-118 BPM).
Seine Beats sind meditativ und so konzipiert, dass sie sich mit dem Herzschlag des Zuhörers synchronisieren.
Aus der Musikpsychologie ist bekannt, dass ein bestimmtes Tempo einen Zustand fördert, in dem der Parasympathikus dominiert.
Daher ist das Recondite-Live-Erlebnis mehr als nur ein Club-Event;
Man kann sagen, dass es als „Waldbaden in der Stadt“ fungiert.
Kapitel 5: Digitales Baummeer – Integration von Bildern und Tönen
Recondite produziert auch seine eigenen Visuals.
Neblige Berge, Silhouetten von Bäumen und zugefrorene Seen.
Zusammen mit dem Klang konstruieren sie eine „elektronische Landschaft“.
Diese visuelle Methode kann als eine Form des immersiven ökologischen Ausdrucks im Techno betrachtet werden.
Mit anderen Worten, sein Live-Auftritt ist ein Klang-Waldbadegerät.
Es handelt sich um eine Nachbildung eines digitalen Waldes, der die menschlichen Sinne zum natürlichen Gedächtnis führt.
Kapitel 6: Recondite und Japan – die Schnittstelle der Waldkultur
Interessant ist, dass Recondite, als er Japan besuchte,
„Die Ruhe der japanischen Wälder hat mich tief beeindruckt“, sagte er (aus einem Interview von 2018).
Im Gegensatz zu westlichen Wäldern haben Japans „Waldzeichen“ eine mythische Selbstbeobachtung.
Dieser Einfluss zeigt sich im Minimalismus seiner späteren Werke.
“Silence in Japan is not empty. It has presence.”
— Recondite, Tokyo Interview, 2018
Diese „Stille als Existenz“ ist die Essenz des Waldbadens.
Stille hebt den Klang hervor.
Seine Musik ist eine elektronische Übersetzung dieser Philosophie.
Kapitel 7: Chronologie der Werke (Beziehung zur Natur)
Kapitel 8: Akustische Analyse – Rhythmische Struktur des Waldes
Wenn Sie die Wellenform des Recondite-Tracks analysieren, Entwickelt, um den mittleren bis hohen Bereich im 2-6-kHz-Band organisch zu schwanken. Dies kommt dem Spektrum von Wind- und Baumrauschgeräuschen nahe.
Diese „hierarchische Klangstruktur“ ist Es imitiert den Prozess, durch den natürliche Klänge die menschliche Psyche stabilisieren.
Kapitel 9: Philosophische Überlegungen – Das Selbst als Wald
Der Akt, Recondites Werken zuzuhören, ist Es ist eine Erfahrung, nicht nur „die Natur zu spüren“, sondern auch „sich mit der Natur zu assimilieren“. Es ist wie ein akustisches Waldbaden.
Der Philosoph Maurice Merleau-Ponty „Der Körper ist Teil der Welt und Empfindungen sind Phänomene der Interaktion mit der Welt.“ Die Musik von Recondite setzt diese phänomenologische Perspektive elektronisch um. Mit anderen Worten: Es präsentiert eine neue Körperlichkeit namens Musik = Wald der Sinne.
Kapitel 10: Fazit – Techno kehrt in den Wald zurück
Die Musik von Recondite ist nicht mechanischer Natur, sondern Es hält ein Gleichgewicht aufrecht, das sich anfühlt, als würde eine Maschine in der Natur atmen.
Wenn das Baden im Wald ein Akt der „Rückkehr des Menschen zur Natur“ ist, Die Musik von Recondite ist ein Akt der „Rückführung von Techno in die Natur“. Künstlich und organisch, Stadt und Wald, Takt und Stille – sie alle verschmelzen in ihm. Es schwingt mit als eine neue „Poetik der digitalen Natur“.
Hören Sie Recondite, als würden Sie ein Waldbad nehmen. Das ist der Moment, in dem wir uns daran erinnern, dass Techno wieder „lebendig“ ist.