[Kolumne] David Toop und genreloses musikalisches Denken – Erforschung von Klängen nach Epochen

Column de Ambient Field Recording Hiphop
[Kolumne] David Toop und genreloses musikalisches Denken – Erforschung von Klängen nach Epochen

David Toop und genreloses musikalisches Denken – Erforschung von Klängen nach Epochen

Text: mmr|Thema: Untersuchung von David Toops musikalischer Erkundung nach Alter von den 1970er Jahren bis zur Gegenwart

Ein Rückblick auf David Toops Haltung als genreübergreifender Kritiker und Musiker sowie auf seine repräsentativen Werke und Werke.


Ein Ohr, das Genres überschreitet: David Toop Veränderungen im musikalischen Denken

„Musik sollte sich nicht auf Genres beschränken. Wenn man die Ohren öffnet, wird alles zur Musik.“

  • David Toop

1970er Jahre – Zwischen Improvisation und Avantgarde

Nachdem er sich in der freien Improvisationsszene Londons etabliert hatte, begann Toop seine Karriere als Kritiker und trat gleichzeitig als Gitarrist auf.
Für ihn war Musik keine Form oder ein Stil, sondern der Akt des Zuhörens selbst.
In dieser Zeit hatte er bereits eine Haltung entwickelt, Genregrenzen zu überschreiten.

Jahr Ausgewählte Tonquellen/Künstler Kommentar
1970er Jahre AMM, Derek Bailey Ein Symbol der Londoner Improvisationsszene. Toop lobt nachdrücklich ihre „Freiheit des Klangs“.
1975 Neue und wiederentdeckte Musikinstrumente (Toop & Max Eastley) Experimentelle Aufnahme, an der Toop selbst beteiligt war. Ein Versuch, die Möglichkeiten von Musikinstrumenten selbst zu erweitern.

1980er – Field Recordings und Weltmusik

Er erforscht Umweltgeräusche und traditionelle Musik aus verschiedenen Regionen und präsentiert die Klänge selbst als „Werke“.

Er erforscht Umweltgeräusche und traditionelle Musik aus verschiedenen Regionen und präsentiert die Klänge selbst als „Werke“.
Vor dem Hintergrund des Weltmusikbooms schlug Toop interkulturelles Zuhören vor.
Anstatt andere Kulturen als „Dekoration“ zu konsumieren, ist eine Methodik entstanden, die das Klangerlebnis erweitert. Für ihn war Musik wirklich eine „Klangkarte der Welt“.

Jahr Ausgewählte Tonquellen/Künstler Kommentar
1981 Umgebungsgeräuschaufnahmen Einführung eines Ansatzes zur Präsentation natürlicher und urbaner Klänge als Musik.
1983 Jon Hassell – Fourth World Vol.1 Toop unterstützt kritisch die „Musik der Vierten Welt“, die westliche und nicht-westliche Musik verbindet.
Ende der 80er Feldaufzeichnungs-/Archivarbeiten Neubewertung als „Tondokumente“ und nicht als bloße Aufzeichnungen.

1990er Jahre – „Rap Attack“ und Kritik der urbanen Kultur

Rap Attack ist ein innovatives Buch, das nicht nur die Anfänge des Hip-Hop dokumentiert, sondern auch Musik, urbane Kultur und Medienphänomene miteinander verbindet.
Etwa zur gleichen Zeit beschäftigte er sich mit Ambient und Jungle und engagierte sich aktiv in der Kulturkritik elektronischer Musik.
Man kann sagen, dass dies die Ära war, in der Toops Stil etabliert wurde, der Kritik und Gespür für das Fachgebiet verbindet.

Jahr Ausgewählte Tonquellen/Künstler Kommentar
1984–1991 Rap Attack (verschiedene Ausgaben) Interpretation von Grandmaster Flash und Run-DMC im Kontext der urbanen Kultur.
1994 Aphex Twin – Ausgewählte Ambient Works Vol. II Wird als „Neudefinition von Ambient“ bezeichnet und diskutiert die Beziehung zwischen Umgebung und Musik.
1996 Goldie – Zeitlos Drum & Bass wird als „Klanglandschaft der Stadt der Zukunft“ bewertet.

2000er – Ozean aus Klang und Sinnesbefreiung

„Ocean of Sound“, bekannt für seine Metapher des „Meeres aus Klang“, enthielt Erkenntnisse, die die Verbreitung des Streamings vorwegnahmen.
Der Text, eine Mischung aus Essays, Kritik und Literatur, geht über den Rahmen eines Musikbuchs hinaus und fungiert als „Hörliteratur“.
Auch seine Ambient-Werke präsentierten eine Welt aus sanften und diffusen Klängen.

Jahr Ausgewählte Tonquellen/Künstler Kommentar
2001 Brian Eno – Ambient 1: Musik für Flughäfen (Neubewertung) Überdenken der Beziehung zwischen der Umgebung und dem Hören als „treibender Klang“.
2004 Haunted Weather Kritik im Zusammenhang mit elektronischer Musik und meteorologischen Sensationen.
Mitte der 2000er Jahre Glitch-Musik wie Oval, Fennesz Bekräftigt den „Mangel an Ton“ im digitalen Zeitalter als Ästhetik.

Seit den 2010er Jahren – Klangkunst und die Archäologie der Erinnerung

In Werken wie „Sinister Resonance“ erforscht er Überlegungen zu „Dingen, die man nicht hören kann“ und „Nachhall“.
Er hat seine Aktivitäten auf den Bereich der bildenden Kunst und der Klangkunst ausgeweitet und die Musikkritik in die räumliche und philosophische Praxis ausgeweitet.
Anhand von Themen wie Erinnerung, Stille und Leerraum überdenkt er den Sinn des Ohrs von seinen Wurzeln her.

Jahr Ausgewählte Tonquellen/Künstler Kommentar
2010 Finstere Resonanz Eine philosophische Erkundung des „unsichtbaren Schattens des Klangs“.
2016 Entitäten, Trägheit, schwache Wesen Eigene Arbeit. Eine ruhige Klangwelt, die Ambient und Improvisation vereint.
Ende der 2010er Jahre Klanginstallationsarbeiten Ein praktisches Projekt, das die Beziehung zwischen Musik und Raum hinterfragt.

Fazit – Genrelose Praktiker

David Toops Werdegang ist eine ein halbes Jahrhundert andauernde Erkundung der Frage, wie man Musik hört.
Jazz, Hip-Hop, Ambient, Klangkunst – er passt in keines davon, sondern erweitert die „Möglichkeiten des Klangs selbst“ immer weiter, indem er diese Grenzen überschreitet.


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